Aderlass, aber auch Chance für die Union
Um Angela Merkel wird es einsamer. Und langweiliger. Jetzt kehrt
auch noch der saarländische Ministerpräsident Peter Müller der CDU
und ihrer Vorsitzenden den Rücken: Nach Oettinger, Koch, Rüttgers,
von Beust, Wulff und Althaus ist der 55-Jährige der siebte
CDU-Regierungschef, der innerhalb von 18 Monaten sein Amt abgibt. Ein
großer Aderlass für die Union.
Kanzlerin Merkel muss zwar so schnell keinen Kronprinzen mehr
hinter sich fürchten. Doch ohne die schwergewichtige Andenpakt-Truppe
fehlt es den Christdemokraten an Profil, Prominenz und
Provokationslust. Die Merkelianer Pofalla, Röttgen und Gröhe können
sich noch so mühen – Zugpferde, gerade in den bevorstehenden
Wahlkämpfen, sind sie nicht. Bliebe einzig Ursula von der Leyen, die
die CDU-Lanze mitträgt.
Für das Saarland muss der Abgang Müllers hingegen nicht unbedingt
von Nachteil sein. In der einzigen Jamaika-Regierungskoalition der
Republik kommt es auf viel Kompromissfähigkeit, Geduld und
Fingerspitzengefühl an. Müllers Nachfolgerin Annegret
Kramp-Karrenbauer bringt diese Eigenschaften mit. In die Rolle der
„Landesmutter“ muss sich die erfahrene Landesministerin freilich erst
einfinden. Doch ihre Chancen stehen nicht schlecht, schließlich zählt
die 48-Jährige im kleinsten Flächenland zu den beliebtesten
Politikern.
Und wer weiß – vielleicht wird es schon bald in der CDU auf ein
Führungspersonal ankommen, das allein oder im Jamaika-Bündnis mit den
Grünen regieren kann. So gesehen ist der Abtritt der alten Generation
eine Chance für die CDU.
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