Neue OZ: Kommentar zu Sarrazin

Teurer Deal

Das Krisenmanagement der SPD-Spitze im Fall Thilo Sarrazin ist ein
Desaster. Natürlich sind die Thesen des ehemaligen Bundesbankers zur
Integration teilweise abenteuerlich. Ein ausreichender Anlass dafür,
den Mann aus der Partei auszuschließen, waren und sind sie aber
nicht.

Die SPD entschloss sich dennoch, ihn schnell loszuwerden, weil sie
Ruhe in den eigenen Laden bringen wollte. Das mag noch
nachvollziehbar sein. Die Rolle rückwärts der Parteigremien vor
Ostern ist es nicht. Selbst wer es mit den Sozialdemokraten gut
meint, wird kaum verstehen, warum eine wachsweiche Erklärung
Sarrazins ihn rehabilitiert haben soll. Die Aussage, es nicht so
gemeint zu haben, hat für die Parteiführung ausgereicht. So bleibt
der Verdacht, die SPD scheue wegen der Popularität Sarrazins den
offenen Konflikt mit dem Ex-Senator.

Der mangelnde Mut, den eingeschlagenen Kurs durchzuziehen, kommt
die schwächelnde Partei nun teuer zu stehen. Die nächste
Austrittswelle, die mit dem Sarrazin-Deal gerade vermieden werden
sollte, rollt auf das Willy-Brandt-Haus zu. Empörte Parteilinke
wenden sich ab, während eine sichtlich überforderte Generalsekretärin
Andrea Nahles zu beschwichtigen versucht. Der Parteichef ist
vorsichtshalber abgetaucht. Sigmar Gabriel ließ seine Frontfrau
bisher allein im Regen stehen. Überzeugende Führung sieht anders aus.

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