Den Spagat meistern
Bevor die Wähler im September 2013 darüber urteilen, ob Peer
Steinbrück Kanzler kann, stimmt dessen Partei an diesem Wochenende
über eine andere wichtige Frage ab: Kann dieser Mann SPD? Bisher
sieht es eher nicht danach aus. Verstolpert, verhagelt, vermurkst –
so war sein Start als neuer Spitzenmann der Sozialdemokraten.
Vor allem die Parteilinken sehen den Ex-Bundesfinanzminister
kritisch. Es wäre daher ratsam, unter den eigenen Leuten um Vertrauen
zu werben. Aber Steinbrück will meist mit dem Kopf durch die Wand.
So blamierte er sich mit der Berufung des Österreichers Roman
Maria Koidl zu seinem Online-Berater. Der Unternehmer hatte zuvor
Hedgefonds zur Seite gestanden, die in der SPD schon mal Heuschrecken
heißen. In der eigenen Partei wollte Steinbrück nach Kompetenz zum
Thema Internet offenbar nicht fragen.
Ziemlich unsensibel reagierte der SPD-Kanzlerkandidat auch diese
Woche beim Thema Nebeneinkünfte, seiner Achillesferse. Es ist schon
fragwürdig, wenn es erst staatsanwaltlicher Ermittlungen bei der
betreffenden Bank bedarf, bevor der Vortragsmillionär seine Rede dort
absagt. Dabei lag sie nur drei Tagen vor seiner Nominierung zum
Zugpferd der Genossen – und damit zeitlich ohnehin denkbar ungünstig.
Steinbrück gilt vielen in der SPD als zu kalt. Und doch darf er
sich nicht allzu sehr verändern. Sonst heißt es schnell: Der bleibt
sich selbst nicht treu. Diesen Spagat muss er meistern.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207