Verehrt, verjagt, verhaftet
Die ägyptische Revolution frisst ihren Pharao. Erst verehrt, dann
verjagt und verhaftet, sieht Husni Mubarak einer Zukunft hinter
Gittern entgegen. Der 82-Jährige und seine Söhne haben sich
zweifelsohne während der langen autoritären Herrschaft hemmungslos
bereichert. Den Clan für das Ergaunern eines Milliardenvermögens zur
Rechenschaft zu ziehen könnte als Signal einer ernsthaften
Demokratisierung verstanden werden. Doch Skepsis bleibt.
Schließlich sind Mubaraks Ankläger Teil des alten korrupten
Systems, das sie unter den neuen Vorzeichen der Massenproteste nun zu
bekämpfen vorgeben. Dabei sind es die Eliten der Militärs, die
weiterhin die Macht in Ägypten innehaben. Sie entscheiden nicht nur
über Tempo und Art des versprochenen Demokratisierungsprozesses. Sie
kontrollieren auch die wichtigsten Bereiche in Wirtschaft und
Politik. Der Eindruck drängt sich auf, dass die alten und neuen
Eliten wegen der wieder aufgeflammten Proteste auf dem Tahrir-Platz
ihren einstigen Förderer Mubarak opfern, um sich selbst aus der
Schusslinie zu bringen.
Des Applauses der Massen über die Verhaftungsaktion können sich
die Generäle gewiss sein. Lange wird dieser aber nicht anhalten, wenn
Freiheit und Gerechtigkeit in Ägypten weiterhin Illusionen bleiben.
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