Reflexe helfen nicht
Endlich kommt Bewegung in die Debatte um kriminelle Ärzte. Auch
das FDP-geführte Bundesgesundheitsministerium prüft nun
Verschärfungen im Strafrecht. Das ist gut so. Denn die Patienten
müssen darauf vertrauen können, dass ihr Haus- und Facharzt an die
bestmögliche Versorgung und nicht zuerst an seinen Geldbeutel denkt.
Wenige Ärzte haben mit Abrechnungsbetrug und Bestechlichkeit den
Berufsstand in Verruf gebracht. Dass es Fehlverhalten gibt, räumen
auch Ärztefunktionäre ein. Missstände zu beseitigen muss ihr erstes
Ziel sein. Stattdessen aber reagieren manche Standesvertreter
reflexhaft und gehen in Abwehrhaltung. In den Vorwürfen gegen eine
Minderheit krimineller Ärzte sehen sie eine böse Kampagne von
populistischen Politikern und Medien oder jammern über schlechte
Budgetbedingungen. Das sind Ablenkungsmanöver. Besser wäre es, das
Thema offensiv anzugehen.
Das Fehlverhalten, etwa beim Verschreiben teurer Medikamente, hat
viel mit dem aggressiven Marketing einiger Pharmafirmen zu tun. Sie
wollen erreichen, dass Ärzte bestimmte Tabletten verschreiben. In
Zeiten, in denen die Sensibilität in der Gesellschaft gegenüber
Korruption gewachsen ist, ist auch in der Gesundheitsbranche
Wachsamkeit gefragt. Die Lösung kann aber nicht darin liegen,
Ärztekammern polizeiähnliche Funktionen zu verschaffen. Ermittlungen
sind nach wie vor am besten bei der Staatsanwaltschaft aufgehoben.
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