Neue OZ: Kommentar zuÄrzte-Honorare

Auch ein Verteilungsproblem

Wohl selten lagen das Angebot der gesetzlichen Krankenkassen und
die Forderungen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten so
weit auseinander wie bei der jüngsten Verhandlung. Beide Seiten
argumentieren mit stark voneinander abweichenden Zahlen. Für
Außenstehende ist dabei unmöglich zu beurteilen, wer nun in dem
erbittert geführten Streit Recht hat. Sicher ist nur, dass die
Bestände der Krankenkassen derzeit gut gefüllt sind und
Begehrlichkeiten wecken. Und dass Psychotherapeuten, Hausärzte,
Orthopäden und Radiologen sehr unterschiedlich verdienen.

Im Schnitt beträgt das monatliche Nettoeinkommen der Kassenärzte
nach den jüngsten Zahlen immerhin 5442 Euro im Monat. Wohlgemerkt:
Diese Angaben stammen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die
keinen Grund hat, überhöhte Zahlen zu nennen. Doch zu berücksichtigen
ist, dass die Arbeit von Medizinern ein Knochenjob und mit enorm viel
Verantwortung verbunden ist.

Aber wenn es um die Ärzte-Honorare geht, handelt es sich auch um
ein Verteilungsproblem. Die Selbstverwaltung der Mediziner ist daher
gefragt, für eine mehr ausgleichende Gerechtigkeit einzutreten. Doch
das ist unbequem, weil man den Top-Verdienern zugunsten der
schlechter Gestellten – etwa den Psychotherapeuten – Gelder kürzen
müsste. Stattdessen wird der Streit lieber mit den Krankenkassen und
auf dem Rücken der Patienten ausgetragen.

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