Neue Presse Hannover: Wie viel wusste Wulff? Kommentar von Heiko Randermann

Seit Mittwoch ist klar, dass es keine
staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Bundespräsident Christian
Wulff wegen des Verdachts der Vorteilnahme im Amt geben wird. Gestern
wurde bekannt, dass wegen des Verdachts der Bestechlichkeit die
Wohnungen von Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker durchsucht wurden.
Lässt man hier die Großen laufen, während man die Kleinen hängen
will?

Nein, dieser Schluss käme zu schnell, denn es gibt entscheidende
Unterschiede. Bei Wulff kann man zu dem Schluss kommen, dass er
Geschenke angenommen hat – doch es findet sich keine konkrete
Gegenleistung. Anders bei Glaeseker: Er hat mutmaßlich als
Regierungssprecher seinem Freund Manfred Schmidt zu einem saftigen
Gewinn verholfen und im Gegenzug Gratis-Urlaube bekommen. Der Fall
Glaeseker ist dennoch eine Belastung für Wulff. Denn Glaeseker war
über viele Jahre hinweg sein engster Mitarbeiter und Vertrauter. Vor
allem deshalb genoss der Steinhuder als Regierungssprecher
Narrenfreiheit. Sollte sich herausstellen, dass Glaeseker diese
Freiheit tatsächlich für unlautere Geschäfte genutzt hat, wird sich
die Frage stellen, wie viel Wulff davon gewusst hat.

Und selbst wenn man Gewissheit bekommen sollte, dass Wulff
ahnungslos war, wird er sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass
er seine Staatskanzlei so schlecht im Griff hatte, dass einer seiner
obersten Mitarbeiter in die eigene Tasche oder die von Freunden
wirtschaften konnte. Wäre Wulff noch Ministerpräsident, wäre das
unweigerlich das Ende seiner Karriere gewesen.

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