WAZ: Ende der Sorglosigkeit
– Kommentar von Tobias Blasius

Erst sterben die Bienen, dann stirbt der Mensch“ –
NRW-Umweltminister Johannes Remmel nimmt eine Anleihe bei Albert
Einstein, um seiner „Roten Liste“ der gefährdeten Tier- und
Pflanzenarten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das geht in Ordnung,
denn dem ge-wieften Grünen-Politiker fällt nun mal in der
Landesregierung die Rolle des ewig mahnenden Öko-Gewissens zu. Doch
was fängt ein Industrieland wie NRW mit solch einer Kunde vom
bedrohten Kuckuck und Feldsperling an? Gewiss lässt sich das
einwohnerstärkste Bundesland in Europas größter Wirtschaftsnation
nicht in einen einzigen Biotopverbund verwandeln. Unübersehbar ist
jedoch, dass jede Standortentscheidung inzwischen auch ein Ringen um
künftige Lebensgrundlagen sein muss. Das x-te Einkaufszentrum auf der
grünen Wiese, das nächste Neubaugebiet ohne gleichzeitigen Rückbau
eines unvermietbaren Viertels, die teure Asphalttrasse ins
Niemandsland – die planerische Sorglosigkeit vergangener Jahre kann
sich niemand mehr leisten, der das politische Modewort der
„Nachhaltigkeit“ ernst nimmt. Die Herausforderung liegt darin, den
Interessenausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie neu abzuzirkeln.
Nur: Wenn dies mit einer neuen Landesentwicklungsplanung gelänge,
hätte sie Einsteinsche Qualitäten.

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