WAZ: Recht auf Ruhe. Kommentar von Dietmar Seher

Wenn sechs Millionen Menschen auf engem Raum
zusammen wohnen, wird es laut. Jeder in der Rhein-Ruhr-Region kennt
dieses „Grundsummen“ der Städtelandschaft, in der sich
Hunderttausende von Verkehrsmitteln gleichzeitig bewegen und
Zehntausende Betriebe Tag und Nacht produzieren. Dieser Lärm ist
nicht zu vermeiden. Er ist ein Zeichen von Wohlstand – so wie
Kinderlärm noch weit mehr ein Zeichen von Lebendigkeit ist. Beides
gehört zum Leben. Vermeidbar sind aber die unnötigen Belastungen.
Uralte Güterwaggons und ihre ungeschmierten Bremsen. Aufgemotzte
Autos und Motorräder, die Krach nur zum Spaß des Fahrers erzeugen und
dabei über den Grenzwerten liegen. Nicht abgeschirmte Schnellstraßen
– und Flugverkehr, wenn er unwirtschaftlich ist. Solche
Geräuschkulissen machen krank – und auch rebellisch. Es ist nicht nur
Pflicht der Staatsbürger, Lärm zu vermeiden. Es ist auch die des
Staates, ihn einzudämmen. Die Politik, die sich derzeit nicht nur
wegen der Landebahn in Frankfurt mit dem Thema befasst, scheint
verstanden zu haben: Ruhe ist ein Bürgerrecht.

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