Dreiste Ablenkungsmanöver sind in Amerika
Standard, wenn von Politikern verantwortete Missstände so krass
zutage treten, dass es wehtut. Der Versuch, die Erschießung eines
17-jährigen Schwarzen durch einen geltungssüchtigen weißen
Bürgerwehr-Wachmann mit Kleidungsvorlieben zu erklären, zeigt, wie
sehr das „Land der Freien“ sich selbst verloren hat. Kein
Kapuzenpulli hat Trayvon Martin getötet, sondern ein
Schnellschuss-Gesetz, das jedem an jedem Ort die Lizenz zum legalen
Töten an die Hand gibt, der sich irgendwie bedroht fühlt. Amerikaner
fühlen sich ständig bedroht. Misstrauen und medial erzeugte Angst
haben sich wie lähmendes Gift in die Gesellschaft gefressen.
Begünstigt von einem unausrottbaren Rassismus und laxesten
Waffengesetzen, entladen sich oft nichtigste Alltagsstreitigkeiten in
Blutbädern. Erst schießen, dann fragen. Hauptleidtragende sind
Schwarze. Die grenzenlose Ausdehnung der Selbstverteidigung ist aus
europäischer Perspektive eine Schandtat aus dem unbürgerlichen
Gesetzbuch. Der Freiheitsbegriff, wie ihn die Waffenlobby definiert
hat, ist mächtiger als die Gerechtigkeit, die Trayvon Martin posthum
verdient hat. Die schwarze Bevölkerung wird sich das nicht länger
gefallen lassen. Der Klassenkampf der Rassen geht in die nächste
Runde.
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