Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Börsen stürzen weiter ab Krise nährt Krise MARTIN KRAUSE

Je länger die Schuldenkrise der Industrieländer
anhält, umso klarer wird: Auch Otto Normalverbraucher kommt nicht
ungeschoren davon. Noch ist zwar nicht absehbar, ob uns erneut eine
Rezession droht, und Voraussagen über die Entwicklung an den Börsen
bleiben Spökenkiekerei. Die Zeit seit dem Jahr 2000 aber lehrt: Sind
die Kurse einmal so massiv ins Rutschen geraten wie jetzt, dann ist
eine echte Erholung kurzfristig kaum zu erwarten. Verschnaufpausen
scheint es nur zu geben, um wankelmütige Investoren anzulocken – denn
die Wertpapierverkäufer brauchen Käufer. Die Kursverluste an den
Börsen sind für Aktienbesitzer gleichbedeutend mit
Vermögensverlusten. Erfahrene Anleger dürfte das freilich nicht
schrecken – die Börse ist nichts für Angsthasen. Der Zinstrend geht
nach oben: Das gilt für den Leitzins, den die Europäische Zentralbank
weiter anheben will, das gilt für Staatsanleihen, das wird auch
Häuslebauer und Autokäufer treffen. Weil die Zinserhöhungen aber zu
zurückhaltend sind, bleibt die Inflationsgefahr angesichts der
Geldschwemme erhalten – alles könnte schnell noch teurer werden. Am
schwersten wiegt der schleichende Vertrauensverlust in Firmen und
Haushalten. Kauflaune und Investitionsneigung sinken – und die Krise
nährt die nächste Krise.

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