Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Haftstrafe für Mosche Katsav
Urteil mit Signalwirkung
INDRA KLEY, JERUSALEM

Der israelische Expräsident muss wegen
Vergewaltigung ins Gefängnis. Eine beschämende Angelegenheit, keine
Frage. Jedoch nicht für den Staat Israel: Dieser hat im Fall Mosche
Katsav bewiesen, dass sein Rechtssystem funktioniert.
Selbstverständlich ist das nicht. Dass mächtige, einflussreiche
Personen oft leichter mit ethisch verwerflichem Verhalten
davonkommen, zeigt das Beispiel Berlusconi: Ihm steht der Prozess
wegen Sex mit einer Minderjährigen zwar noch bevor. Doch fragt man
sich, wieso der italienische Staatschef nach all den pikanten Details
seiner „Bunga-Bunga“-Partys überhaupt noch im Amt sein kann. In
Israel hat Mosche Katsavs Position ihn nicht retten können. Zum
Glück. Wenn ein Mann, ob Staatspräsident oder nicht, die Würde einer
Frau mit Füßen tritt und ihr das Selbstbestimmungsrecht über ihren
Körper raubt, dann muss das bestraft werden. Das hat die israelische
Justiz getan. Nun bleibt zu hoffen, dass von diesem Urteil eine
Signalwirkung ausgeht. In Israel trauen sich seit dem Katsav-Prozess
bereits mehr Frauen, Vergewaltigungen bei der Polizei anzuzeigen.

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