Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar EU kürzt Kroation die Fördergelder Fall eines Vorbilds KNUT PRIES, BRÜSSEL

Kroatien hat seinen Start als EU-Mitglied
gründlich vermasselt. Dabei sah zum Beitritt am 1. Juli alles rosig
aus: Die EU-Oberen waren überaus interessiert, den Neuzugang als
Musterschüler zu präsentieren. Es hätte ein gutes Licht auf die
Manager der Ost-Erweiterung geworfen. Und es hätte EU-Kandidaten im
Wartestand glaubwürdig die frohe Botschaft vermittelt: Ein Beitritt
ist keine Utopie – wer sich wirklich reinhängt, der wird auch
belohnt. Kroatien war als Vorbild gebucht. Stattdessen ist es auf dem
Weg zum abschreckenden Beispiel. Warum? Die Motive der Regierung in
Zagreb sind rätselhaft. Zwar ist die Popularität der EU dort nicht
überschäumend hoch. Es kann aber keine Rede davon sein, dass man mit
einem Kollisionskurs gegenüber „Brüssel“ innenpolitisch Punkte
sammeln könnte. Und beim mordverdächtigen Ex-Agenten Perkovic handelt
es sich nicht um einen Volkshelden, dessen Auslieferung an die
Bundesrepublik Proteststürme auslösen würde. Dies alles scheint
Premier Milanovic falsch eingeschätzt zu haben, ebenso wie die
Entschlossenheit der EU-Kommission, das gemeinsame Recht
durchzusetzen. Gefragt sind jetzt Freunde, die ihm diskret eine
Regeltreue beibringen, die er eigentlich vor dem Beitritt hätte
lernen sollen.

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