Bayern hat ein hochpolitisches Wochenende hinter
sich. Die Christsozialen hielten einen Arbeitsparteitag ab und
weigerten sich, schon in den Wahlkampf für die Landtagswahl am 15.
September 2013 einzusteigen. Die Sozialdemokraten veranstalteten eine
Ude-Personality-Show, die sie als außerordentlichen Parteitag
bezeichneten, und verkündeten den Wahlkampfbeginn. Es drängt sich der
Verdacht auf, dass es die CSU wieder einmal taktisch etwas schlauer
angestellt hat als die SPD-Opposition. Denn deren Spitzenkandidat
Christian Ude muss jetzt noch ein nahezu elf Monate dauerndes
Crescendo hinlegen, um den von jahrzehntelanger Opposition
geschwächten SPD-Motor auf höchste Touren zu bringen. Die CSU
hingegen kann ihr Pulver noch mindestens bis zur offiziellen
Nominierung ihres Spitzenmannes Horst Seehofer trocken halten.
Erfahrene Wahlkämpfer wissen, dass Wahlen erst auf den letzten Metern
entschieden werden. Ude ist der seit vielen Jahren gefährlichste
Gegner für die regierende CSU. Das hat er nicht erst durch seine
Bewerbungsrede auf dem Nürnberger Nominierungsparteitag gezeigt. Die
CSU geht nicht mit einem üppigen 50-plus-x-Polster in die
Wahlauseinandersetzung, sondern als 50-minus-x-Koalitionspartei, die
vor vier Jahren lediglich 43,4 Prozent eingefahren hat. Und zu Recht
hat die Bayern-SPD darauf hingewiesen, dass sich
verschiedene Umfrageinstitute vor der Landtagswahl 2008 gewaltig
verschätzt hatten – und zwar zu Gunsten der Christsozialen. Auch
wenn es gegenwärtig so aussieht, als hätte Schwarz-Gelb klar die Nase
vorn, ist das Rennen doch noch längst nicht gelaufen. Ein Jahr ist in
der Politik bekanntlich eine sehr lange Zeit, und was in Berlin oder
auf europäischer Ebene passiert, kann die bayerische Wahl mehr
beeinflussen als alles andere.
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