Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Nach dem Tod von Hugo Chávez Ein zerrissenes Land MATTHIAS BUNGEROTH

Es sind anrührende Bilder, die uns via Fernsehen
in diesen Tagen erreichen. Zu Tausenden strömen die Menschen auf die
Straßen der Städte Venezuelas, nicht nur in der Hauptstadt Caracas.
Viele zünden Kerzen an und weinen bittere Tränen um ihren gestorbenen
Präsidenten Hugo Chávez. Eine Trauer, die ehrlich und nicht
inszeniert wirkt. War Chávez ein Despot, wie viele Politiker, vor
allem in den westlichen Industriestaaten, meinen, oder ein
überzeugter Sozialist, der für Gerechtigkeit und die Rechte der Armen
eintrat? Das werden Historiker wohl erst in Jahren klären können.
Doch die Bilder der Trauer stehen auch symbolisch für die politische
und gesellschaftliche Zäsur, die ganz Lateinamerika nun bevorsteht.
Denn mit dem Tod des „Comandante“ verliert der Kontinent einen
machtbewussten Führer, der mit dem langjährigen Staatschef Kubas,
Fidel Castro, eng befreundet war. In gleichem Maße über Kreuz lag er
mit den USA. Venezuela ist heute ein zerrissenes Land. Keine gute
Voraussetzung für eine geordnete Machtübergabe an einen Nachfolger.
Hoffen wir, dass alles friedlich verläuft.

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