Mit Streikaktionen wie gestern werden die
Lokführer schnell die öffentliche Meinung gegen sich wenden. Denn
deren Gewerkschaft GDL nimmt auf die Fahrgäste entgegen den ersten
Ankündigungen doch keinerlei Rücksicht. Anfang der Woche hieß es
noch, dass der Personenverkehr nur in geringem Maße betroffen sein
werde. Stattdessen blieben die Nahverkehrszüge in den wichtigsten
Ballungsgebieten stundenlang stehen. Den Ärger der betroffenen
Pendler müssen zudem die Kollegen der Lokführer an den Bahnhöfen
ausbaden, die sich mit den Arbeitgebern schon vor Wochen gütlich auf
einen Flächentarifvertrag für alle Bahnen geeinigt haben. Kollegial
ist dieses Vorgehen der GDL nicht. Es ist nicht ganz klar, was die
Lokführer eigentlich wollen. Mal steht ein bundeseinheitlicher
Rahmentarifvertrag auf der Agenda, mit dem das Lohnniveau der
Privatbahnen auf das der Deutschen Bahn angehoben werden soll. Warum
dann ausgerechnet das am besten zahlende Unternehmen bestreikt wird,
erschließt sich nicht. Deshalb wirft die GDL der Deutschen Bahn vor,
die Entgelte der Lokführer um 100 Euro senken zu wollen. Der Konzern
bestreitet dies öffentlich. Trotzdem verweigert die Gewerkschaft neue
Verhandlungen. Das riecht nach einem anderen Hauptziel der GDL, einem
Alleinvertretungsanspruch für alle Zugführer. Dieser Wunsch nach mehr
Macht rechtfertigt keinen andauernden Ausstand. Klar ist auch nicht,
wie die verfahrene Situation aufgelöst werden könnte. Da der private
Arbeitgeberblock zerbrochen ist, müsste die GDL mit 26 Unternehmen
Haustarifverträge auf einem Niveau abschließen, wenn sie ihr
vorgebliches Ziel erreichen will. Realistisch scheint dies nicht,
zumal die Gewerkschaft bei einigen Bahnen kaum Mitglieder hat. Die
Lokführer haben sich anscheinend selbst auf ein Abstellgleis
manövriert.
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