Mohammed el-Baradei kommt nicht, jedenfalls nicht
jetzt. Die Kairoer Suche nach einem vorläufigen Regierungschef geht
in die nächste Runde. So bleibt nicht allein politisch einiges
liegen. Das Land am Nil braucht schnell ein geschäftsfähiges
Kabinett, eine im Ausland akzeptierte Autorität, die über Kredite
verhandeln kann. Das Land braucht Geld für Brot. Ägyptens Generale
haben ihre Kampfjets auf beeindruckende Weise die Landesfarben an den
Kairoer Himmel malen lassen. Nützlicher wäre es sicher gewesen, mit
den Kosten ein paar hundert Tonnen Falafel zu subventionieren. Der
Diplomat Baradei wäre für die Verhandlungen mit internationalen
Geldgebern ein geeigneter Mann gewesen. Es spricht aber wiederum für
die Militärs, dass sie ihn nicht gegen vielerlei Widerstände ins Amt
drückten, sondern tatsächlich Wert auf einen Konsens bei der Auswahl
des Regierungschefs legen, gerade wegen der tiefen Spaltungen, die
Ägyptens Gesellschaft durchziehen. Und Baradei polarisiert. Er kann
den Vorwurf nicht entkräften, sich in den Magistralen von New York
oder Wien besser auszukennen als in den Armenvierteln von Kairo. Der
Vorwurf der Muslimbrüder, er sei ein Agent der USA, ist allerdings
bösartig, hat doch Bush jun. den damaligen Chef der
UN-Atomenergiebehörde Baradei einst abhören lassen, um ihn zu
stürzen. Das nützt dem Ägypter aktuell aber nichts mehr. Wie man
weiß, betraf die pathologische Spitzelwut Washingtons Freund wie
Feind gleichermaßen.
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