Zum 22. Mal traf sich gestern der
Bundestagsuntersuchungsausschuss, der herausfinden soll, weshalb
unsere Sicherheitsbehörden bei der Aufklärung der
rechtsextremistischen NSU-Terror-Morde so kläglich versagten. Als
Zuhörer sind zwar in der Regel nicht mehr allzu viele deutsche
Medienvertreter auf dem Rang, dafür umso mehr Interessierte aus der
sogenannten türkischen Community. Man kennt sich, diskutiert – und
spürt: Das Wort »Versagen« wird immer öfter mit einem ungläubigen
Unterton ausgesprochen. Die Unzufriedenheit mit dem, was Zeugen
aussagen, wächst. Man vermutet – wie in der Heimat – einen »tiefen
Staat«, der über allem eine lenkende und eine schützende Hand hat.
Wie kann es sonst sein, dass dieses oberlehrerhafte Deutschland, dem
Freiheit und Demokratie angeblich so viel bedeuten, Menschen
schutzlos Nazibanden ausliefert? Und sich dann zufrieden geben will
mit dem Rückzug von Präsident Fromm. Jemand erinnerte an den Fall
eines jungen Deutschen, der sich unlängst in der Türkei einem
britischen Mädchen zu derb genähert haben soll. Wie aktiv haben sich
Bundespolitiker da eingeschaltet?! Von wegen, alle Menschen sind
gleich… Die Opfer des NSU waren lediglich dienstbare Türken, heißt
es bitter und man fragt: Wären die Ermittlungen auch so im Sande
verlaufen, hätten die Nazis Jagd auf deutsche Banker und
Staatsanwälte gemacht, wie weiland die RAF. Die Fragen der türkischen
Mit-Zuhörer werden drängender, man spürt nur mühsam gezügelte Wut und
hat kaum Argumente dagegen.
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