neues deutschland: Kommentar zum Streit rund um den LINKE-Parteitag in Leipzig

Nach fast allem, was bis kurz vor Beginn des
LINKE-Parteitags zu hören war, geht es in Leipzig um nicht weniger
als eine Entscheidungsschlacht. In der medialen Zuspitzung sieht das
dann aus wie ein im Wesentlichen persönlich motivierter Machtkampf;
ein Eindruck, den zu entkräften die Protagonisten sich nicht
sonderlich bemüht haben.

Dennoch bildet er nur die Oberfläche. Man muss es nicht gleich
Richtungsstreit nennen, aber die LINKE wird von Fragen
durchgerüttelt, mit denen sich die gesamte Gesellschaft konfrontiert
sieht und die ein paar – namentlich linke – Gewissheiten erschüttern:
Wie soll man umgehen mit einem erstarkenden Rechtspopulismus und vor
allem mit den vielen Menschen, die darin ihr vorläufiges Heil
entdecken? Wie kann eine humanistische, praktikable Migrations- und
Flüchtlingspolitik aussehen? Was sind linke Perspektiven in Zeiten,
da internationale Zusammenhänge zusehends bröckeln?

Zu glauben, dass solche Konflikte mit ein paar Beschlüssen in
Leipzig zu den Akten im Parteiarchiv gelegt werden können, wäre naiv.
Die Tonlage der Widerstreitenden klingt unversöhnlich; zugleich
wissen sie, dass sie und ihre Anhängerschaften nur gemeinsam eine
Chance mit dem Projekt Linkspartei haben. Wer es gern sähe, dass die
LINKE einigermaßen einig in den Europawahlkampf 2019 geht, der muss
wohl noch sehr tapfer sein. Wer dagegen auf offene Auseinandersetzung
steht, wird mit dieser Linkspartei noch viel Spaß haben.

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