Das schlechte Abschneiden bei den Landtagswahlen in
Brandenburg und Sachsen stellt „unausweichlich und hart“ die Frage
nach der Bedeutung der Linkspartei. Das ist die Auffassung des
Politikwissenschaftlers Wolfgang Schroeder, der an der Universität
Kassel und im Wissenschaftszentrum Berlin forscht. Die Linkspartei
habe es mit einer „funktionalen Fehlorientierung“ im
Parteienwettbewerb zu tun, sagte Schroeder in einem Interview der in
Berlin erscheinenden Tageszeitung „neues deutschland“
(Samstagausgabe). Mit der taktischen Entscheidung vieler ehemaliger
Wähler lasse sich die knappe Halbierung der Stimmen für die
Linkspartei nicht erklären. Es gehe bei dem seit Längerem zu
beobachtenden Abstieg der Linken um eine „Funktionsentmächtigung“.
Den überdurchschnittlichen Wechsel einstiger Linke-Wähler zur AfD
erklärt Schroeder damit, dass die abgegebene Stimme für die
Linkspartei nicht mehr dieselbe Durchschlagskraft habe wie früher.
Diese Rolle habe inzwischen die AfD übernommen. »Wähler suchen das
Äquivalent zur eigenen Befindlichkeit«, so Schroeder. „Deshalb muss
man zwar auch über Rechtsextremismus reden in Ostdeutschland, wenn
man über die AfD spricht. Aber viel mehr noch muss man über die
materiellen Bedingungen und die sozialen Unzufriedenheiten in
Ostdeutschland reden.“
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