Neues Deutschland: Statistik zur Jugendarbeitslosogkeit: Freudenrufe fehl am Platze

Dass knappe acht Prozent aller jungen Menschen in
Deutschland im vergangenen Juni ohne Job waren, verleitete die
Nachrichtenagenturen am Freitag, den hiesigen Arbeitsmarkt als
EU-weit sichersten anzupreisen. Angesichts der teils horrenden
Vergleichszahlen aus anderen Ländern mag das zwar richtig sein, doch
sollten die Freudenrufe nicht darüber hinwegtäuschen, dass das
Problem Jugenderwerbslosigkeit auch in Deutschland offiziell 350 000
Menschen betrifft. Die Zahl liegt noch höher, rechnet man diejenigen
hinzu, die zwar erwerbslos sind, aber aus unterschiedlichen Gründen
aus der Statistik der Bundesagentur für Arbeit herausfallen. Doch
selbst 350 000 erwerbslose Jugendliche sind eben 350 000 Jugendliche
mit schlechter Perspektive, mit teilweise enormen Zukunftsängsten,
die durch die fortschreitende Krise weiter geschürt werden. Da
tröstet es nicht, dass die Probleme in Spanien, Portugal oder
Griechenland noch viel größer sind. Eher besteht die Gefahr, dass
sich irrationale Ängste à la »Die nehmen unser Geld und uns
anschließend die Arbeitsplätze weg!« – geschürt durch die
allgegenwärtige »Bild«-Propaganda – weiter verfestigen. Das täte der
ohnehin angespannten Stimmung im Euroraum kaum gut und würde auch
niemandem bei der Jobsuche helfen. Stattdessen ist die Politik
gefragt, endlich ein vernünftiges Bildungs- und Ausbildungssystem zu
schaffen, um Jugendarbeitslosigkeit – so weit es irgend geht –
bereits im Vorfeld zu verhindern.

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