Angesichts der Ergebnisse bei den bundesweit
derzeit stattfindenden Betriebsratswahlen warnt der Soziologe Klaus
Dörre davor, die Ergebnisse rechtsextremer Kandidatenlisten
überzubewerten. „Von einem Rechtsruck zu sprechen, halte ich für
übertrieben“, sagte der Professor für Arbeits- und
Wirtschaftssoziologie an der Universität Jena im Gespräch mit der
Tageszeitung „neues deutschland“ (Freitagausgabe). Bundesweit für
Aufsehen gesorgt hatten die Kandidaturen der rechten Gruppe „Zentrum
Automobile“, etwa am Mercedes-Standort in Untertürkheim und beim
Autobauer BMW in Leipzig, wo die Kleinstgewerkschaft jeweils
zweistellige Ergebnisse erzielte.
Auf die Frage, ob es Unterschiede zwischen Ost und West gebe,
antwortete Dörre: „Das Potenzial gibt es im Osten wie im Westen.
Richtig ist aber, dass wir im Osten ein Ende der Bescheidenheit
erleben. Viele wollen es nicht länger hinnehmen, als Arbeitnehmer
zweiter Klasse behandelt zu werden.“
Dörre rät den großen Gewerkschaften wie der IG Metall, das Problem
dennoch nicht kleinzureden. „An einer offensiven Auseinandersetzung
mit der völkischen Rechten auch in den eigenen Reihen führt kein Weg
vorbei.“ Es gelte, sich auch schwierigen Themen zu stellen: „Heiße
Eisen wie die Migrationsfrage dürfen nicht aus der gewerkschaftlichen
Kommunikation ausgeklammert werden.“
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