Als Bananenrepubliken wurden früher Länder mit
korrupten, autoritären Regierungen bezeichnet, die von einzelnen
Großkonzernen eingesetzt waren und in deren Interesse agierten. Im
Zeitalter deregulierter Finanzmärkte ist Dominanz abstrakter:
Vermeintliche Sachzwänge geben in Krisensituationen politische
Entscheidungen gewählter Regierungen wie derzeit in Griechenland vor.
Die Vertrauensabstimmung über Ministerpräsident Papandreou war
dafür ein Testlauf – der bestanden wurde. Dafür gibt es viel Lob der
Euro-Politiker von Brüssel bis Berlin. Nächste Woche kommt es dann
zum Schwur, wenn das Parlament in Athen über das zusammengeschusterte
neue Spar- und Privatisierungspaket abstimmt. Welche Wahl hat die
Volksvertretung? Entweder sie segnet es ab oder sie tut es nicht und
besiegelt den finanziellen Zusammenbruch. Die Kreditgeber von EU und
IWF lassen ihr nicht einmal die Zeit, die Details zu beraten und zu
verändern, obwohl diese schmerzhaft tiefe Einschnitte bergen.
Griechenland mutiert zu einer – sagen wir – Olivenrepublik
unter der Knute der Finanzmärkte. Dies haben die Griechen nicht
verdient, nicht die Protestierenden und auch nicht die große
Mehrheit, die längst resigniert hat. Wenn das bisherige System nur
noch zum Abnicken des angeblich Unausweichlichen da ist, verwundert
es nicht, dass sich viele Menschen in Griechenland, aber auch in
Spanien eine andere, direktere Form von Demokratie wünschen.
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