Was ist die Konsequenz aus dem Grauen, das in
Auschwitz vor 66 Jahren sein Ende fand? Wenn Israels Premier daraus
die Forderung nach mehr Hilfe beim Draufhauen auf die Hisbollah
ableitet, trifft er damit die Gefühle vieler jüdischer Überlebender.
Andere Israelis widersprechen: Der Auftrag der Shoa bestehe gerade in
der Aussöhnung. Man kennt das aus dem Täterland: Bei den einen
bestand lange die Ansicht, dass mit dem Holocaust der Kapitalismus
selbst seinen Bankrott erklärt habe. Andere wollten glauben, dass der
Holocaust an Bürgerklasse und Industrie vorbei verübt worden sei.
Eine Zeitlang war man sich immerhin halbwegs einig, dass aus all dem
ein deutscher Verzicht auf eine bewaffnete Außenpolitik folgen solle
– doch hat sich bekanntlich auch dieser Konsens verflüchtigt.
Geschichte wird stets selektiv erinnert und subjektiv gedeutet. Wer
nicht gerade vorgeben will, im Besitz der absoluten Wahrheit zu
sein, kann keine dieser Folgerungen aus dem Menschheitsverbrechen
verdammen. Klar sein aber muss, dass diejenigen, die das Morden
verharmlosen, entschieden bekämpft gehören. Der Bundesinnenminister
hat das am Donnerstag unterstrichen. Wenn in wenigen Wochen der
größte Neonazimarsch Europas in Dresden auf Blockierer stößt, wird
sich freilich zeigen müssen, was diese Donnerstagsrede an einem
Samstag Wert ist.
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