Sigmar Gabriel will, scheint–s, unbedingt
Kanzlerkandidat der SPD werden. Bei einem Treffen mit seinen
parteiinternen Konkurrenten – Ex-Finanzminister Peer Steinbrück und
Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier – hat der Parteichef offenbar
das Feld soziale Gerechtigkeit für sich beansprucht. Ein Thema, das
wohl im Zentrum des SPD-Wahlkampfes zur 2013 anstehenden
Bundestagswahl sein wird. Mit dieser Entscheidung kann Gabriel darauf
hoffen, zu den weitaus beliebteren Steinbrück und Steinmeier
aufzuschließen und die Skeptiker in der SPD von sich zu überzeugen.
Eine Profilierung als Sozialpolitiker könnte auch davon ablenken,
dass das vergangene Jahr für Gabriel in parteiinternen
Auseinandersetzungen häufig blamabel verlief. So scheiterten das
Ausschlussverfahren gegen den Rechtspopulisten Thilo Sarrazin sowie
das Reformvorhaben, Nichtmitglieder an Kandidatenwahlen zu
beteiligen. Der Parteichef wird nun jede Gelegenheit nutzen, um
sich als starker Mann der SPD zu präsentieren. Die »Bild am Sonntag«
hatte sogar berichtet, er habe Generalsekretärin Andrea Nahles die
Leitung für den Bundestagswahlkampf entzogen. Gabriels Sprecher
bezeichnete dies als »Quatsch«. Eine Entmachtung von Nahles wäre auch
taktisch unklug. Denn als Generalsekretärin vertritt die einst
unbequeme Parteilinke derzeit keine Flügelpositionen mehr, sondern
die der Gesamtpartei. Und die will Gabriel – abgesehen von einem
bisschen mehr Umverteilung – in der politischen Mitte halten.
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