Neues Deutschland: zur Debatte um die Hausärztehonorare

Man kann es keiner Berufsgruppe verübeln, wenn sie
sich für angemessene Verdienste einsetzt. Das gilt auch für
bayerische Hausärzte. Allerdings muss man deren Treiben in Relation
setzen. Hausärzte verdienen in Bayern rund 6000 Euro netto, 18
Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Weil es künftig keine
Sonderkonditionen mehr für Hausärzte geben soll und das System der
Selbstverwaltung versagte, in dem die Ärztehonorare ausgehandelt
werden, rief ein weiß-blauer Spartakus dazu auf, keine
Kassenpatienten mehr zu behandeln und aus der Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) auszusteigen. Ausgerechnet jene bezeichnen
sich als »Sklaven«, deren Platz im Gesundheitssystem nicht der
schlechteste ist. Wie nennen sie eigentlich die Patienten? Der
Hausärzteaufstand, der sich angeblich gegen Regierungspolitik,
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler und die Krankenkassen
richtet, bedient sich der Patienten als Geiseln. Die allein haben die
Folgen dieser grotesken Eigensucht auszubaden, wenn sie in einigen
Monaten den Arzt erst in zig Kilometern Entfernung finden. Manche
Ärzte vergessen offenbar, dass 90 Prozent der Menschen gesetzlich
versichert sind und davon alle in der Medizin Beschäftigten
profitieren. Noch. Wenn künftig Aktionen wie diese vernünftige
Verhandlungen über die Ausgestaltung der GKV ersetzen, wird dieses
System schneller vernichtet sein, als es sich Rösler und Konsorten
vorstellen können. Ob das für die bayerischen Sklaven dann besser
ist?

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