Nicht nur Abiturienten können pflegen! Jobs nur mit Abi? / bpa unterstützt Sozialminister Grüttner in seinem Kampf gegen unsinnige EU-Pläne zur Pflegeausbildung

Die Brüsseler Pläne zur Zukunft des Pflegeberufes
könnten den Personalnotstand auch in hessischen Pflegeeinrichtungen
und Diensten langfristig weiter verschärfen! Dieser besorgten
Einschätzung von Landessozialminister Stefan Grüttner schließt sich
auch die hessische Landesgruppe des Bundesverbandes privater Anbieter
sozialer Dienste e.V. (bpa) an.

Die derzeit vorbereitete Neuauflage einer europäischen
Berufsqualifikationsrichtlinie, die unter anderem auch den Zugang zum
Krankenpflegeberuf regelt, sieht eine weitreichende Änderung vor: Der
Krankenpflegeberuf soll danach künftig nur noch nach zwölf statt
bisher zehn Schuljahren erlernt werden dürfen. Auch eine
anschließende Übertragung dieser Regelung auf den Altenpflegeberuf
ist nach bpa-Auffassung zu befürchten.

„Wenn nur noch Abiturienten eine Ausbildung in der Pflege beginnen
dürfen, dann verlieren wir zahllose gut geeignete und motivierte
junge Menschen mit einem Real- oder Hauptschulabschluss für diesen
Beruf“, warnt der hessische bpa-Landesvorsitzende Jochen
Rindfleisch-Jantzon und ergänzt mit Blick auf die vielen derzeit
unbesetzten Stellen in hessischen Pflegeeinrichtungen und Diensten:
„Wir dürfen die weit gefächerten Zugangsmöglichkeiten für den
Pflegeberuf und die damit verbundenen Aufstiegschancen nicht aufs
Spiel setzen. Im Gegenteil, wir müssen mehr geeigneten Jugendlichen
einen Weg in die Pflege ermöglichen, um den immensen Fachkräftebedarf
der Zukunft zu decken.“

Der bpa lobt ausdrücklich die klare Position des hessischen
Sozialministers Stefan Grüttner, der die EU-Planungen zurückgewiesen
hat, weil die damit einhergehende faktische Akademisierung des
Pflegeberufes viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger ausschließen
und den Fachkräftemangel in der Pflege noch verstärken würde.

Gerade bei Real- und Hauptschulabgängern ist in letzter Zeit
stärkeres Interesse an den Pflegeberufen zu beobachten. „Diese
Erfahrung haben wir auch während unserer landesweiten Werbekampagne
für den Pflegeberuf in den Haupt- und Realschulen gemacht, bei der
die jungen Menschen sehr ernsthaftes Interesse an dieser
Zukunftsbranche gezeigt haben“, betont Rindfleisch-Jantzon. „Auf
diese Nachwuchskräfte zu verzichten, können wir uns nicht leisten.
Eine erfolgreich abgeschlossene zehnjährige allgemeine Schulbildung
muss deshalb Voraussetzung für die Krankenpflegeausbildung und ebenso
für die Altenpflegeausbildung bleiben“, fordert der
bpa-Landesvorsitzende.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 7.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen, davon über
800 in Hessen, die größte Interessenvertretung privater Anbieter
sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der
ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und
der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa
organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund
215.000 Arbeitsplätze und ca. 16.500 Ausbildungsplätze.

Pressekontakt:
Manfred Mauer, Leiter der Landesgeschäftsstelle, Tel.: 0173/6022308