NOZ: Missbrauchsbeauftragter verlangt mehr Geld und Anerkennung für Missbrauchsopfer

Missbrauchsbeauftragter verlangt mehr Geld und
Anerkennung für Missbrauchsopfer

Rörig: Bisherige Leistungen der katholischen Kirche nicht
angemessen – „Offene Wunde für Betroffene“

Osnabrück. Unmittelbar vor dem vatikanischen Gipfeltreffen zur
Aufarbeitung der weltweiten Missbrauchsskandale wächst der Druck auf
die katholische Kirche, sich stärker um die Opfer zu kümmern. Der
Regierungsbeauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs,
Johannes-Wilhelm Rörig, sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Die
bisherigen Anerkennungszahlungen der katholischen Kirche in Höhe von
durchschnittlich 5000 Euro sind bestimmt keine angemessene
Anerkennung für das Leid, das Jungen und Mädchen durch Geistliche und
Kirchenmitarbeiter in der katholischen Kirche erlitten haben.“ Rörig
begrüßte, dass die deutschen Bischöfe beschlossen hätten, das System
der Anerkennungszahlungen zu überprüfen. Zugleich drängte er auf
Entscheidungen: „Wir brauchen da eine Antwort. Es ist eine offene
Wunde für Betroffene.“ Bisher hätten sich alle Verantwortlichen
sowohl auf der politischen als auch der institutionellen Seite um
genau diese Frage herumgedrückt. Es müssten nun einheitliche
Standards für Anerkennungszahlungen entwickelt werden. Und es müsse
die individuelle Situation der Betroffenen berücksichtigt werden. Der
Regierungsbeauftragte forderte zudem eine weitere umfassende
Aufklärung und eine unabhängige Aufarbeitung der Vorgänge. Die von
der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebene wissenschaftliche
Studie war nach seinen Worten ein wichtiges, aber begrenztes
Forschungsvorhaben. „Doch jetzt müssen Arbeitsstrukturen gebildet
werden, mit denen das vollständige Ausmaß untersucht wird. Wir
brauchen eine Untersuchung auch der Ursachen. Und es müssen natürlich
auch die Folgen für das weitere Leben der Opfer und der Betroffenen
genau untersucht werden.“ Rörig drängte zudem auf innerkirchliche
Reformen. Er beklagte, ein Zusammenspiel verschiedener struktureller
Bausteine „begünstigt sexuellen Missbrauch im katholischen Kontext“.
Er nannte in diesem Zusammenhang das Zölibat, die Rolle der Frau in
der Kirche, die Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse, den
Klerikalismus, die Sexualmoral und den Umgang mit dem Beichtgeheimnis
bei Kindern und Jugendlichen und mit den Kinderrechten insgesamt. Von
Donnerstag bis Sonntag hat Papst Franziskus ein weltweites Treffen zu
Missbrauch und Kinderschutz in der katholischen Kirche einberufen. An
der Konferenz in Rom nehmen die Vorsitzenden aller
Bischofskonferenzen, einschließlich unierter Ostkirchen, sowie 22
männliche und weibliche Ordensobere teil, außerdem die Leiter von 14
Vatikan-Behörden sowie einzelne Missbrauchsopfer aus allen Erdteilen.

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