Niedriglohn-Sektor in Niedersachsen besonders
groß
Jeder fünfte Arbeitnehmer betroffen – Ländliche Regionen abgehängt
– Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf Linken-Anfrage
Osnabrück. In Niedersachsen erhält jeder fünfte
Vollzeitbeschäftigte (20,4 Prozent) für seine Arbeit nur einen
Niedriglohn. Betroffen waren im Jahr 2018 exakt 381.916 Menschen. Das
geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage
der Linken-Bundestagsfraktion hervor, die der „Neuen Osnabrücker
Zeitung“ (NOZ) vorliegt. Niedersachsen hat damit nach
Schleswig-Holstein (21,3 Prozent) den schlechtesten Wert aller
westdeutschen Bundesländer.
Wer bei Vollbeschäftigung weniger als zwei Drittel des mittleren
Bruttoverdienstes bekommt, arbeitet für einen Niedriglohn. Die
Schwelle lag 2018 bei 2203 Euro monatlich. Bundesweit blieben im
vergangenen Jahr 19,3 Prozent der Beschäftigten unter dieser
Schwelle.
Bei der Verteilung der Betroffenen zeigt sich eine scharfe
Diskrepanz zwischen ländlichen und städtischen Regionen, wie aus der
Antwort weiter hervorgeht. So arbeiteten in Cloppenburg 29,6 Prozent
für Niedriglöhne, in Wittmund 28,9 Prozent, in Helmstedt 28,8 Prozent
und in Lüchow-Dannenberg 28,5 Prozent. Am oberen Ende liegt der
VW-Standort Wolfsburg, wo nur 7,2 von 100 Vollzeitbeschäftigten
weniger als 2203 Euro brutto verdienten. Es folgen Salzgitter mit 9,9
Prozent, Emden mit 14,2 Prozent, Wesermarsch mit 16,4 Prozent und
Hannover mit 16,8 Prozent.
Das bundesdeutsche Durchschnittseinkommen betrug vergangenes Jahr
3304 Euro. In fast 90 Prozent der niedersächsischen Landkreise
verdienten die Menschen deutlich weniger. Am geringsten war der
Durchschnittsverdienst in Cloppenburg (2698 Euro). In Wolfsburg
verdienten Vollzeitbeschäftigte hingegen im Mittel 4893 Euro, das
sind 2195 Euro mehr.
„Wenn Beschäftigte in Vollzeit arbeiten und dafür nur Niedriglöhne
bekommen, läuft etwas gehörig falsch“, sagte Jutta Krellmann,
Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit der Links-Fraktion, der
„NOZ“. Von Dumpinglöhnen könne niemand ordentlich leben und schon gar
nicht am sozialen Leben teilhaben. „Wir brauchen endlich wieder
flächendeckend Tarifverträge. Tarifflucht darf sich nicht länger
auszahlen, die Lohnspirale nach unten gilt es zu stoppen“, forderte
Krellmann. „Die Bundesregierung muss mehr Tarifverträge für allgemein
verbindlich erklären, auch gegen den Willen der Arbeitgeber.“
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