Polizeigewerkschaft wirft Berliner Bürgermeister
in Debatte um No-Go-Areas Verharmlosung vor
DPolG-Vorsitzender Wendt: Müller macht Politik aus der
Dienstwagenperspektive
Osnabrück. In der Debatte um unsichere Gegenden (No-Go-Areas) in
deutschen Großstädten hat die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG)
dem Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD) eine „zynische
Verharmlosung der Verhältnisse in der Hauptstadt“ vorgeworfen. Mit
seiner Empfehlung, in unsicheren Gegenden lieber ein Taxi zu nehmen,
mache Müller sich über die Ängste der Bevölkerung lustig, sagte
Gewerkschaftschef Rainer Wendt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“
(Samstag).
Wendt betonte: Müllers Aussage, es gebe keine No-Go-Areas, sei
Realitätsverweigerung. „Juden, die sich in Neukölln unsicher fühlen,
müssen sich durch solche Äußerungen verhöhnt vorkommen.“ Es gebe in
Berlin und in anderen Großstädten Bereiche, an die sich vor allem
ältere Menschen, Frauen und religiöse Minderheiten nur noch tagsüber
oder gar nicht mehr trauen würden.
Wendt kritisierte, Müller mache Politik aus der
„Dienstwagenperspektive“. Der Großteil der Bevölkerung könne sich
aber nicht jeden Abend ein Taxi leisten, um sicher nach Hause zu
kommen. Er forderte: „Die Politik muss dafür sorgen, dass durch
genügend Präsenz der Polizei No-Go-Areas für die Bevölkerung
reduziert werden.“ Die Polizei brauche eine robustere Präsenz, um
auch als Autorität wahrgenommen zu werden. „Wer soll Beamte ernst
nehmen, die in schnuckeligen Toyotas und Opel Corsas herumfahren?“
Neben der Ausstattung müsse vor allem die bundesweite Zahl der
Polizeibeamten auch über die Legislaturperiode der Bundesregierung
hinaus aufgestockt werden. „Wir brauchen am Ende nicht 15.000,
sondern 50.000 zusätzliche Polizisten.“
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