Wal-Schlachtung auf Island: WWF kritisiert
Walfang als „barbarisch und überflüssig“
Jagd auf Meeressäuger laut WWF „ernsthafte Bedrohung für Bestände“
– „Sollte es tatsächlich ein Blauwal sein, wäre der Fang illegal“
Osnabrück. Nach der durch die Anti-Walfang-Organisation „Sea
Shepherd“ dokumentierten Schlachtung eines streng geschützten
Blauwals in Island kritisiert der World Wildlife Fund (WWF) scharf
die Walfangpraxis von Island und Japan. „Das ist barbarisch und
überflüssig. Island fängt unter Artenschutz stehende, bedrohte Wale
und verkauft das Fleisch an Japan, weil der dortige Markt angeblich
danach verlangt. Tatsächlich vergammeln in Japan Berge von
Walfleisch, weil die Nachfrage immer weiter sinkt“, sagte Roland
Gramling, Sprecher Artenschutz beim WWF Deutschland, in einem
Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag).
Sollte es sich bei dem in Island geschlachteten Wal wirklich um
einen unter Artenschutz stehenden Blauwal handeln, sei dies besonders
tragisch, sagte Gramling: „Sollte es tatsächlich ein Blauwal sein,
wäre der Fang sogar in Island illegal. Der Fang eines Hybriden von
Blau- und Finnwal wäre hingegen nach isländischem Recht legal.“
International dürften Blauwale ohnehin nicht gehandelt werden, so
Gramling weiter, auch für Finnwale gelte ein internationales
Handelsverbot. „Allerdings können Staaten Vorbehalte anmelden und
damit das Verbot umgehen. Für den Finnwal haben Japan und Island
Vorbehalte angemeldet“, so der WWF-Experte.
Bereits in der Vergangenheit hatte man vermutet, dass
Walfang-Unternehmen in Island Finnwalfleisch mit Blauwalfleisch
mischen und nach Japan verkaufen könnten. Der jetzt von Sea Shepherd
dokumentierte Fall eines geschlachteten Blauwals wäre der erste seit
40 Jahren. Seit 1986 steht der Blauwal auf der weltweit gültigen
Verbotsliste der Internationalen Walfangkommission.
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Tötung eines mutmaßlichen Blauwals in Island: Grüne fordern
Einmischen der Bundesregierung
Tierschutzsprecherin Künast fordert Aufklärung – „Blauwale
genießen zu Recht strengen Schutz“
Osnabrück. Renate Künast, Sprecherin für Ernährungs- und
Tierschutzpolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen,
fordert von der Bundesregierung, im Fall eines in Island getöteten
mutmaßlichen Blauwals aktiv zu werden. „Ich fordere die
Bundesregierung auf, von Island eine Erklärung einzufordern. Sollte
tatsächlich ein Blauwal getötet worden sein, dann wäre das wohl der
erste Fall seit 40 Jahren“, sagte Künast in einem Gespräch mit der
„Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). „Blauwale genießen zu Recht
strengen Schutz“, sagte Künast weiter, „ihr Erhalt ist nicht sicher.“
Außerdem müsse die Bundesregierung ihren internationalen Einfluss
dazu nutzen, den Walfang – soweit er noch praktiziert werde – zu
stoppen, sagte die Grünen-Politikerin.
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