Zahl der Überstunden bei der Polizei auch 2018
mit 22 Millionen auf Rekordniveau
Polizeigewerkschaft nennt als Grund vor allem Großdemos –
Entspannung nur bei Bundespolizei
Osnabrück. Die Polizisten in Deutschland haben nach Angaben der
Gewerkschaft der Polizei (GdP) auch 2018 einen Rekordberg an 22
Millionen Überstunden vor sich her geschoben. Die Zahl verharre
seiner Schätzung nach trotz des jüngsten Aufbaus von Stellen auf
ähnlichem Niveau wie im Vorjahr, sagte der GdP-Vorsitzende Oliver
Malchow der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Daran werde sich absehbar
auch nichts ändern: „Wir rechnen fest damit, dass sich die Lage auch
in Zukunft nicht entspannen, sondern eher verschärfen wird.“ Denn bis
2021 würden etwa 44 000 Beamte bei Bund und Ländern aus Altersgründen
aus dem Dienst ausscheiden. „Das ist fast jeder sechste aktive
Polizist“, sagte Malchow. „Die Länder bauen zwar neue Stellen auf,
aber diese reichen nicht, um die Lücke zu schließen.“
Grund für die vielen Überstunden seien vor allem die Dauereinsätze
bei polizeilichen Großlagen. Malchow nannte als Beispiele für 2018
Dauereinsätze am Hambacher Forst, umstrittene Staatsbesuche wie der
des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, aber auch
tausende Demonstrationen und Kundgebungen im ganzen Land sowie die
Einsätze an Fußball-Wochenenden. Die Last sei zwischen den 260 000
Polizeibeamten in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt, vor
allem Einsatzhundertschaften seien betroffen. Der Vorsitzende der
Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt nannte als Gründe die
Folgen der Flüchtlingskrise sowie den linken und rechten Terror.
Wendt sagte der „NOZ“: „Die Polizei ist ein Unternehmen mit ständig
wachsenden Aufgaben. Der Staat wäre gut beraten, kräftig in die
Polizei zu investieren. Das passiert aber nicht in ausreichendem
Maße.“
Die Zahl der Überstunden bei der Polizei wird laut GdP nicht
bundesweit zentral erfasst. Genaue Angaben seien daher nicht möglich,
sondern es gibt lediglich Schätzungen. Bei der Bundespolizei zeichnet
sich dagegen eine Entspannung ab. Ein Sprecher des
Bundesinnenministeriums teilte der „NOZ“ mit, bei der Bundespolizei
sei die Zahl der angesammelten Überstunden 2018 leicht von 2,4 auf
knapp 2,1 Millionen gesunken. Die Beamten hätten Überstunden
abgebaut, nachdem 2017 die Belastung wegen G 20-Gipfels in Hamburg
besonders hoch gewesen sei. Der Sprecher verwies auf die Verbesserung
der Situation durch den „in der Geschichte der Bundespolizei
beispiellosen Stellenaufwuchs“ und sagte: „Im Jahr 2021 wird die
Bundespolizei um insgesamt rund 12 600 zusätzliche Planstellen und
Stellen gegenüber 2015 verstärkt worden sein.“
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