Der „Thüringer Heimatschutz“ (THS), aus der das
Terrortrio von Zwickau stammt, war wesentlich enger mit der NPD
verknüpft, als bisher in der Öffentlichkeit bekannt ist. Eine erneute
Auswertung der gemeinsamen NPD-Verbotsanträge durch Bundestag,
Bundesrat und Bundesregierung ergibt: Im Jahr 2000 waren sieben von
zwölf NPD-Vorstandsmitgliedern zugleich Anhänger des THS. Vier der
sieben waren außerdem NPD-Kreisvorsitzende.
Der langjährigen Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“ und
Kenner der braunen Szene, Sergej Lochthofen, wertet diese
Verquickungen zwischen NPD einerseits und THS andererseits als zwei
Seiten derselben Medaille. Im Interview mit „Report Mainz“ sagt er:
„Die personellen Überschneidungen, die wir da immer wieder gesehen
haben, deuten daraufhin, dass hier die eine Organisation von der
anderen profitiert und miteinander tatsächlich auch versucht wird,
die politischen, aber auch die anderen Ziele durchzusetzen.“
Auch der erst vor zehn Tagen neu in den NPD-Bundesvorstand
gewählte Patrick Wieschke war seinerzeit führend im THS aktiv.
Wieschke war im Sommer 2000, also ein Jahr vor Beginn der
rechtsextremen Mordserie, an einem Anschlag auf einen türkischen
Imbiss in Eisenach beteiligt. Deswegen wurde er 2002 wegen Beihilfe
zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion vom Landgericht
Mühlhausen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Einer seiner
Mittäter von damals ist der ebenfalls verurteilte Danny Pfotenhauer.
Heute ist Pfotenhauer der Kreisschatzmeister des NPD-Wartburgkreises.
Auch mit anderen kriminellen und terroristischen Vereinigungen war
die NPD stärker verquickt, z. B. mit den Skinheads Sächsische Schweiz
(SSS), einer extrem militanten Schlägertruppe. Bei dieser inzwischen
verbotenen Vereinigung fand die Polizei außer Gewehren und Pistolen
zwei Kilogramm Sprengstoff und eine halbfertige Autobombe. Nach
Erkenntnissen des sächsischen Verfassungsschutzes wurde die SSS von
NPD-Mitgliedern „aufgebaut“.
In einem Schreiben des damaligen Präsidenten der Behörde, Reinhard
Boos, vom 29. April 1999 heißt es wörtlich: „So werden auf Initiative
von NPD-Mitgliedern seit Ende 1997 im Raum Sächsische Schweiz
innerhalb der rechtsextremistischen Skinheadszene feste Strukturen
aufgebaut. Die entstandene Organisation trägt den Namen „Skinheads
Sächsische Schweiz“.
Auch das LKA Sachsen weist in seinem Abschlussbericht 1999 auf die
enge Verzahnung hin: „Durch die –SSS– … wurde tatkräftig der
Wahlkampf der NPD unterstützt. Im Ergebnis der Landtagswahlen vom
September 1999 konnte die NPD im Landkreis Sächsische Schweiz einen
für ihre Partei großen Wahlerfolg verzeichnen, welchen sie nicht
zuletzt der aktiven Unterstützung durch die –SSS– zu verdanken hat.“
Außerdem war nach Recherchen von „Report Mainz“ die NPD mit einer
weiteren gewaltbereiten Neo-Nazi-Gruppe eng verzahnt – dem „Sturm
34″. Die nach einer SA-Schlägertruppe benannte Vereinigung übte über
mehrere Jahre brutale Gewalt gegen Ausländer und Linke rund um
Mittweida in Sachsen aus. Interne, „Report Mainz“ vorliegende Fotos
zeigen Mitglieder von „Sturm 34“ bewaffnet. Über 25 Prozent des
harten Kerns von „Sturm 34“ waren NPD-Mitglieder. Das ergibt sich aus
Gerichtsakten und Recherchen des ARD-Politikmagazins.
Der NPD-Vorsitzende Holger Apfel hat „Report Mainz“ ein Interview
zum Thema NPD und Gewalt verweigert. Fast ein Drittel (8 von 22) des
vor zehn Tagen neugewählten stimmberechtigten NPD-Bundesvorstandes
ist strafrechtlich bereits in Erscheinung getreten. Urteile ergingen
u. a. wegen Beihilfe zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion,
Betruges, Körperverletzung, Nötigung, Sachbeschädigung,
Volksverhetzung und zahlreicher Propagandadelikte. Sechs
Verurteilungen sind rechtskräftig.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internet-Seite
www.swr.de/report.
Zitate gegen Quellenangabe frei.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an „Report Mainz“, Tel.:
06131/929-3351.