NRZ: Keine Art Märtyrer für die AfD, immerhin – von MANFRED LACHNIET

Darauf muss man erst mal kommen: Anstatt den
obersten Verfassungsschützer Hans-Georg Maaßen nach seinen mehrfachen
Verfehlungen zu entlassen, wird er befördert. So etwas wünscht sich
bestimmt jeder Arbeitnehmer, wenn er durch ungebührliches Verhalten
auffällig wird… Doch im Ernst: Das Wegloben von Maaßen bringt alle
Beteiligten aus der Bredouille und rettet die Koalition. Seehofer
muss seinen Vertrauten nicht vor die Tür setzen. Merkel entledigt
sich einer unangenehmen Aufgabe. Auch die SPD hat sich irgendwie
durchgesetzt, da Maaßen jetzt nicht mehr im Amt ist. Er wirkt eben
nun woanders. Maaßens Abgang war überfällig Das politische Signal für
diesen Winkelzug ist verheerend. Maaßen hatte beim Fall Amri nur
spärlich die Wahrheit gesagt; die Rolle des Verfassungsschutzes beim
Berlin-Attentat ist daher immer noch nicht ganz aufgeklärt. Zuletzt
hatte Maaßen dann mit seinem Interview über die Vorgänge in Chemnitz
für große Irritationen gesorgt. Warum redet der hohe Beamte
ausgerechnet mit der Bild-Zeitung über die Glaubwürdigkeit des
Staates und der Medien? Man kann darüber nur den Kopf schütteln. Sein
Abgang war überfällig. Nun wird er also Staatssekretär bei Seehofer.
Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Einzig gut an der Personalie ist,
dass die AfD nun nicht mehr frohlocken kann. Sie hätte den Rauswurf
von Maaßen sicher gern für ihre Zwecke benutzt; sie hätte so etwas
wie einen Märtyrer aus ihm gemacht. Der Plan geht nun nicht auf.
Immerhin.

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