Ozzy ist tot. Und die Glückslüge lebt.

Claudia Gogolin
 
Ozzy Osbourne ist tot.
Der Mann, der scheinbar alles überlebt hat. Drogen, Skandale, Selbstzerstörung und den eigenen Mythos.
Ein Symbol des Exzesses.
Ein Mahnmal für das Ungefilterte, das Ungeheure, das Unbequeme.
Und ich frage mich:
Was bleibt von ihm, in einer Welt, die Glück zur Pflicht gemacht hat?
Heute wird Glück vermarktet wie ein Nahrungsergänzungsmittel:
Eine Prise Achtsamkeit, zwei Tropfen Dankbarkeit, fünf Minuten Meditation und bitte stets ein Lächeln im Gesicht.
Die Botschaft: Wenn du nicht glücklich bist, bist du selbst schuld, oder hast dich nicht genug angestrengt.
Doch Ozzy?
Der war alles, nur nicht glatt.
Nicht positiv im Selfcare-Sinn. Nicht kontrolliert.
Er war Chaos.
Er war Absturz.
Er war Leben in seiner rohesten Form.
Und genau deshalb war er echt.
Ozzy Osbourne war das Gegenteil der Glückslüge.
Dieser Lüge, die behauptet:
„Wenn du nur genug an dir arbeitest, wirst du heil. Glücklich. Erfolgreich. Und wenn nicht? Dann hast du versagt.“
Ein gefährliches Narrativ.
Denn es ignoriert das Menschliche. Das Kaputte. Das Dunkle.
Ozzy hat all das gelebt und trotzdem Millionen berührt.
Nicht trotzdem, sondern gerade deswegen.
Weil er sichtbar gemacht hat, was viele verbergen.
Weil er laut war, wo andere schweigen.
Weil er fiel und trotzdem stand.
Vielleicht brauchen wir heute mehr davon.
Nicht mehr Absturz. Sondern mehr Wahrheit.
Mehr Raum für Brüche, für Dissonanz, für Unperfektes.
Denn Glück ist kein Dauerzustand.
Kein Beweis für ein gelungenes Leben.
Manchmal ist Glück einfach:
Ein Song.
Ein Moment.
Ein Mensch, der echt ist.
Ozzy war so einer.
Jetzt ist er tot.
Aber die Glückslüge lebt weiter.
Und das ist vielleicht das wirklich Tragische.