Die Solidarität zwischen den Generationen sei im
Kern eine Frage der Teilhabegerechtigkeit unterstrich die Präses der
Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, beim Treffen
europäischer Religionsvertreter am Donnerstag, 12. Juli, in Brüssel.
Zu dem Treffen hatte der Präsident der Europäischen Kommission, José
Manuel Barroso, europäische geistliche Würdenträger und hochrangige
Vertreter der Europäischen Union eingeladen. Die Präses vertrat dabei
die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Thema des Treffens war
die Solidarität zwischen den Generationen. Den Vorsitz hatten, neben
Präsident Barroso, der Vize-Präsident des Europäischen Parlamentes,
László Surján , und der Präsident des Europäischen Rates, Herman Van
Rompuy.
Als evangelischer Christin sei ihr das biblische Bild des „Lebens
in Fülle“ wichtig, das im Johannesevangelium, Kapitel 10, Vers 10
angesprochen wird, so die Präses. „Gut leben heißt nicht nur viel
haben, sondern auch solidarisch leben und mitmenschlich teilen.
Zukunftsweisende Beispiele solcher Solidarität zwischen den
Generationen werden in unseren Kirchengemeinden und diakonischen
Einrichtungen gelebt. Es wäre wünschenswert, wenn auch die EU diese
Botschaft im Kontext des Europäischen Jahres und darüber hinaus
weitertragen könnte.“
Es sei ein wichtiges Signal, dass im Europäischen Jahr 2012 neben
dem –aktiven Altern– die Solidarität zwischen den Generationen
gefördert werde, dafür habe sich die evangelische Kirche im Vorfeld
eingesetzt. „Wir haben junge Menschen vor Augen, die sich auch mit
qualifizierter Ausbildung mit befristeten Verträgen oder
Praktikumsplätzen begnügen müssen. Wir erleben Jugendliche, die
arbeitslos sind und ihre Träume, eine eigene Existenz und eine
Familie gründen zu können, vorerst begraben müssen. Wir sehen die
Nöte von Frauen und Männern der mittleren Generation, die im Beruf
Hochleistungen bringen und gleichzeitig für kleine Kinder und
pflegebedürftige Angehörige verantwortlich sind. Und wir hören die
Klagen der älteren Menschen, die mitten im Leben stehen, aber deren
Lebenserfahrung und Engagement wenig gefragt ist.“ Jede Generation
sei mit besonderen Schwierigkeiten konfrontiert.
Als Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland liege ihr
daran, dass die Politik Rahmenbedingungen schafft, um ein
solidarisches Miteinander zu ermöglichen. Das gelte für die nationale
wie für die europäische Ebene. „Die Generationengerechtigkeit muss
als Querschnittsthema zum Beispiel in der Haushalts-, Sozial- und
Wettbewerbspolitik mitgedacht werden.“
Brüssel/Hannover, 12 Juli 2012
Pressestelle der EKD Silke Römhild
Hintergrund:
Um die Bedeutung des Dialogs mit den Kirchen und
Religionsgemeinschaften zu betonen, hat der Präsident der
Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, 2005 erstmals hohe
Vertreter der drei monotheistischen Religionen in Europa zu einem
„Religious Leaders Meeting“ eingeladen. Seit Inkrafttreten des
Vertrags von Lissabon gehört der Dialog mit den Kirchen, Religions-
und Weltanschauungsgemeinschaften zum Vertragsrecht der EU.
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