Ein Kommentar von Godehard Uhlemann:
Oppositionelle auf die Straßen, setzen die herrschenden Regime
unter Druck – und müssen Tote beklagen. Welch hoher Preis! Sie haben
sich Tunesien und Ägypten zum Vorbild genommen und hoffen, dass auch
sie demnächst die Früchte ihres Protestes werden ernten können. Sie
haben sich eingereiht in die Phalanx der arabischen „Wutbürger“, die
es satthaben, ständig bevormundet, gar politisch entmündigt zu
werden. Was sie wollen, ist mehr Freiheit, Selbstbestimmtheit und
Würde. Dazu gehört vor allem ein Arbeitsplatz, der genug einbringt,
um eine Familie ernähren zu können. Die Wut der Demonstranten wird
genährt durch die Gier der Regierenden, die sich bisher den Staat,
dessen Ressourcen und Rohstoffe aufgeteilt haben und mit ausgebeulten
Brieftaschen vorrangig an den eigenen Machterhalt denken. Es geht
eben auch um Fairness. Die arabische Bewegung steckt in den Anfängen.
Ist sie revolutionär oder reformorientiert? Der Westen begleitet sie
mit viel Sympathie, ohne zu wissen, wohin am Ende die Reise geht. Aus
diesem Grunde sollte er ein Hilfs-Konzept entwickeln, das nicht nur
dem eigenen Nutzen dient. Tut er es nicht, wird er an Einfluss
verlieren.
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