Rupert Murdoch wirkte aufrichtig geknickt, als
er gestern vor einem Parlamentsausschuss in London zum Abhör- und
Korruptionsskandal befragt wurde. Er hat schließlich viel zu
verlieren: am Ende vielleicht sogar die Kontrolle über sein
Medienimperium. Viel schlimmer aber sind die Auswirkungen des
Skandals auf Großbritannien. Was als krimineller Fehltritt von
Murdoch-Journalisten begann, die Handys abhörten, hat sich längst zu
einer Krise der Eliten und Institutionen ausgewachsen. Für die Briten
geraten in diesen Tagen Gewissheiten ins Wanken. Scotland Yard etwa,
bisher für Korrektheit und vorbildliche Pflichterfüllung gerühmt, ist
in seinem Ruf ruiniert, seit die Chefs im Zusammenhang mit der Affäre
zurücktreten mussten. Die Polizei steht im Verdacht der Korruption in
der „Zusammenarbeit“ mit skrupellosen Reportern. Am dramatischsten
ist aber der Verlust des Vertrauens in die politische Führung des
Landes. Sie hatte schon in der Finanzkrise keine gute Figur gemacht.
Dann folgte der Spesen-Skandal im Parlament. Und nun versucht Premier
Cameron, seine schamlose Nähe zu Murdochs Medienmacht kleinzureden.
Dieses mangelnde Bewusstsein für die Grenzen der Machtausübung ist
nicht anderes als ein Mangel an Moral.
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