Ein Kommentar von Birgit Marschall:
So etwas darf auf dieser höchsten Ebene einfach nicht passieren:
Ein Bundesbankpräsident stiehlt sich mitten in der schwersten Krise
der Euro-Zone einfach so davon – und die Bundeskanzlerin weiß noch
nicht mal etwas davon, wenn man ihren Öffentlichkeitsarbeitern
Glauben schenken darf. Es ist mehr als ein Unfall, der da passiert
ist, es ist ein wirtschaftspolitischer GAU, ein Affront, eine
Katastrophe für Merkel, die sich womöglich noch zu einer Gefahr für
die Stabilität des Euro auswächst. Bundesbankpräsident Axel Weber mag
ein exzellenter Geldpolitiker sein, doch im öffentlichen Auftritt war
er nicht nur für Merkel ein stetes Risiko. Weber hat viele Kollegen
im Rat der Europäischen Zentralbank gegen sich aufgebracht. Nicht
etwa, weil er zu Recht auf Unabhängigkeit gepocht hat, als er
öffentlich gegen Anleihekäufe der Notenbank zu Felde zog. Sondern
weil er ohne Absprachen agierte und sich in Dinge einmischte, die ihn
nichts angingen. Merkel muss nun eilig einen neuen Bundesbankchef
installieren. Wichtiger noch ist die Kür des EZB-Präsidenten im März.
Gesucht wird eine respektierte, unabhängige Persönlichkeit mit
Fachkenntnis und vor allem: mit dem Willen, die EZB-Stabilitätskultur
fortzusetzen. Merkel ist nicht zu beneiden.
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