Rheinische Post: EU ohne Türkei

Ein Kommentar von Eva Quadbeck:

Der Türkei darf bei den EU-Beitrittsverhandlungen auf keinen Fall
die Tür vor der Nase zugeschlagen werden. Sie ist für Europa
strategisch und zunehmend wirtschaftlich bedeutend. Im Vergleich zum
Rest der islamischen Welt kann man die Türkei sogar getrost als
demokratischen Leuchtturm bezeichnen. Die bisherigen Verhandlungen,
die schon seit 50 Jahren andauern, haben dafür gesorgt, dass sich die
Türkei modernisiert und demokratisiert hat. Schon aus diesem Grund
müssen die Gespräche weiter geführt werden. Sie müssen aber nicht
zwangsläufig mit einem Beitritt der Türkei zur EU enden. Zu viele
Gründe sprechen derzeit gegen einen EU-Beitritt, selbst wenn es der
Türkei gelänge, die Menschenrechte überzeugend umzusetzen. Die Türkei
wäre das ärmste und größte Land der Europäischen Union. Nach den
bisherigen Spielregeln müsste die EU jährlich etwa 45 Milliarden Euro
an die Türkei zahlen. Es ist auch nicht abzusehen, wie die türkische
Bevölkerung mit der in der EU herrschenden Freizügigkeit umgehen
wird. Beitrittsgegner rechnen damit, dass drei Millionen Türken nach
Nordwest-Europa ziehen würden. Dies wäre angesichts der bereits
bestehenden Integrationsprobleme schwer zu bewältigen.

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