Der fehlgeschlagene Klima-Gipfel von Kopenhagen
vor einem Jahr bot wenigstens noch ein bisschen Dramatik, als die
Großen der Welt anreisten, um das Ruder herumzureißen. Ihnen gelang
freilich nur die Verständigung darüber, dass es bis 2100 im
Durchschnitt nicht mehr als zwei Grad wärmer auf der Erde werden
sollte. Wie dieses Ziel erreicht werden soll – das blieb völlig
offen. Diesmal, auf der Klimakonferenz in Cancún, ließen sich
US-Präsident Obama oder Kanzlerin Angela Merkel gar nicht erst
blicken. Zu dürftig waren die Erfolgaussichten. Die zwölf Monate
zwischen Kopenhagen und Cancún waren verlorene Zeit für den
Klimaschutz, obwohl 2010 global vermutlich das wärmste Jahr seit
Beginn der Wetteraufzeichnungen 1850 gewesen ist. Obama kann wegen
seiner innenpolitischen Schwäche keine Wende zu mehr Klimaschutz
durchsetzen. Die Chinesen, die Amerika als größte
Treibhausgas-Emittenten abgelöst haben, sind zur Wirtschaftsmacht
aufgestiegen, wollen aber als Klimasünder wie ein Schwellenland
behandelt werden. Die Europäer wiederum haben anderes im Kopf, als
mit immer neuen Selbstverpflichtungen den Vorreiter zu spielen. Es
wird höchste Zeit, dass Klimaschutz wieder (Regierungs-)Chefsache
wird.
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