Rheinische Post: Kommentar / Die Spirale des Antisemitismus = Von Gregor Mayntz

Gerade noch demonstrierten die Menschen auf
Deutschlands Straßen im Jubel über den Weltmeistertitel einen
sympathischen Patriotismus, da zeigt sich dort die hässliche Fratze
des Antisemitismus. Jüdische Mitbürger packt zu Recht das blanke
Entsetzen, wenn sie im Deutschland des Jahres 2014 schon wegen des
Tragens einer Kippa verfolgt werden, wenn Israelhasser sie „ins Gas“
wünschen. Grausame Bilder vom Leiden und Sterben im Gaza-Streifen
haben eine unvorstellbare Spirale in Gang gesetzt: Auf den Anlass
folgte der nachvollziehbare Protest gegen das israelische Vorgehen,
darauf setzten Islamisten die Forderung nach Auslöschung Israels, in
die dann Antisemiten ihren Rassenwahn mischten. Diese Spirale muss
mit aller Macht zurückgedreht werden. Aktives Ausgrenzen ist erste
Bürgerpflicht. Und die palästinensischen Mitbürger müssen erfahren,
dass selbst in größter Wut das Demonstrationsrecht dort endet, wo zu
Rassenhass und Völkermord aufgerufen wird. Am Ende darf auch nach
einer Waffenruhe der Druck auf die Konfliktparteien nicht aufhören:
Kluges Stärken gemäßigter Kräfte muss Israelis und Palästinensern
klar machen, dass sie nur verlieren, so lange sie auf Scharfmacher
setzen.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621