Rheinische Post: Kommentar: Gipfel der Fehler

Der Benzin-Gipfel lässt Himmelsstürmer Norbert
Röttgen ziemlich klein aussehen. Lange scheint dem ehrgeizigen
Umweltminister, der mit dem Kopf längst im Wahlkampf um NRW ist, gar
nicht klar gewesen zu sein, welch absurdes Gesetz er von seinen
Vorgängern geerbt hat. Dann stahl ihm auf dem Höhepunkt des
Käuferstreiks Kabinettskollege Brüderle mit der Einladung zum Gipfel
die Show. Dessen mageres Ergebnis durfte nun Röttgen verkünden: Es
werden mehr Info-Zettel gedruckt. Schlimmer ist, dass die Regierung
weiter an E 10 festhält, obwohl der Biosprit alles andere als eine
Wohltat für Erde und Klima ist. Bei seiner Erzeugung entsteht unterm
Strich kaum weniger Kohlendioxid als bei klassischem Benzin. Zudem
konkurrieren Biosprit- und Nahrungsmittel-Hersteller um Rohstoffe und
Land. Das ist schön für die deutsche Agrarlobby, die auch zu den
eifrigsten Kämpfern für E 10 gehört. Das ist aber schlecht für die
Ernährung der Welt. Getreide, das verheizt wird, kann nicht mehr
gegessen werden. Schon heute müssen für den deutschen Biosprit
Rohstoffe importiert werden. Schon jetzt sind die Weltmarkt-Preise
dramatisch gestiegen. Was hat E 10 also mit Nachhaltigkeit zu tun,
über die Röttgen doch so gerne doziert?

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