Rheinische Post: Kuba vor der Wende Kommentar Von Tobias Käufer

Kubas Machthaber bereiten sich auf die Zeit der
Nach-Castro-Ära vor. Die Zeit der greisen Herrscher-Brüder,
Revolutionsführer Fidel Castro (86) und Präsident Raul Castro (81),
läuft ab. Seit vier Jahren versucht Raul Castro mit vorsichtigen
Reformen, die heruntergewirtschaftete Karibikinsel zu stabilisieren.
Die angekündigte Reisefreiheit ist das bislang gewagteste Experiment.
Im Vergleich zur ehemaligen DDR, deren überstürzt verkündete
Reisefreiheit das Regime praktisch über Nacht zusammenbrechen ließ,
versucht Kuba mit seiner langfristigen Vorbereitung die Folgen einer
solchen Entscheidung kalkulierbar zu halten. Wie ernst es Kuba meint,
wird sich zeigen, wenn hoch qualifizierte Fachkräfte in großer Zahl
von der Regelung Gebrauch machen. Spannend auch die Frage, wie die
Exil-Kubaner-Hochburg Miami auf eine mögliche „Invasion“ von
Landsleuten reagieren wird. Dort war bislang jeder kubanische
Flüchtling willkommen. Um einen Massenansturm zu verhindern, müsste
Washington seinerseits ein Signal setzen: die Aufhebung des in ganz
Lateinamerika heftig umstrittenen Kuba-Embargos. Vielleicht ist es ja
das, was die Castros zu ihrem Experiment bewogen hat.

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