Rheinische Post: Libyen: Koalition der Heuchler

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Der Militäreinsatz in Libyen wurde klar definiert: Zivilisten
sollten mit allen dazu nötigen Mitteln vor den Angriffen der Truppen
Muammar al Gaddafis und der angekündigten Rache seiner Schergen
geschützt werden. Angesichts der militärischen Lage war Gefahr im
Verzug. Man kann Franzosen, Briten und Amerikanern also schlecht
vorwerfen, voreilig losgeschlagen zu haben. Gemessen am Auftrag ist
der Einsatz bisher ein voller Erfolg. Und dass Deutschland diese
Intervention trotz aller Vorbehalte durch eine entsprechende
Stimmabgabe im UN-Sicherheitsrat nicht wenigstens moralisch
unterstützt hat, bleibt ein politischer Fehler. Natürlich gibt es
berechtigte Zweifel, was die längerfristigen Auswirkungen des
Einsatzes betrifft. Die Bombardements haben Gaddafi zunächst die
Krallen gestutzt, seinen Sturz dürfen sie laut UN-Resolution indes
nicht herbeiführen. Ein Regime-Wechsel wäre aber wohl Voraussetzung
für eine Wiederherstellung der libyschen Einheit. Aber konnte man den
unmittelbaren Schutz der libyschen Bevölkerung abhängig machen von
solchen Zweifeln? Natürlich nicht. Es musste gehandelt werden. Das
Befremden, ja die Empörung, die da jetzt von der Arabischen Liga,
vereinzelt von westlichen Verbündeten und sogar von Russlands Premier
Wladimir Putin über den Militäreinsatz geäußert wird, ist pure
Heuchelei.

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