Rheinische Post: Neue Zeitrechnung

von Martin Bewerunge

Über eine Woche lang haben es die japanischen Helfer in den Ruinen
des geborstenen Atomkraftwerks Fukushima jetzt schon geschafft, das
Allerschlimmste zu verhindern. Das lässt zumindest hoffen. Ins
Abklingbecken der Gefühle gehört die Angst vor einer großflächigen
Vergiftung des Lebensraumes von Millionen Menschen freilich noch
lange nicht. Dazu ist die Lage in dem Trümmerhaufen zu
unübersichtlich. Ganz zu schweigen von der Sorge, wie die radioaktive
Ruine zum Schutz künftiger Generationen dauerhaft abgedichtet werden
kann. Plutonium 239 verliert die Hälfte seiner Strahlung in 24110
Jahren. Aber auch dann ist es immer noch tödlich. Selbst in 72330
Jahren wird es nichts von dieser Gefährlichkeit eingebüßt haben.
Cäsium 137 und Strontium 90 wird man hingegen schon in 300 Jahren
vernachlässigen können. Vom neuen Sarkophag, der derzeit für 1,6
Milliarden Euro um das brüchige Betongrab von Tschernobyl gebaut
wird, erwarten sich Experten eine Haltbarkeit von etwa 100 Jahren.
Was den Wiederaufbau seiner verwüsteter Städte angeht, so wird Japan
die Welt noch verblüffen. Bei der Bewältigung der atomaren
Problematik aber hat für das Land eine neue Zeitrechnung begonnen.

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