Rheinische Post: Nicht ganz dicht, Kommentar von Ulli Tückmantel

Dass Lobbyisten bisweilen zur Dreistigkeit
neigen, um ihre Ziele zu erreichen, ist weder neu noch überraschend.
Und dass sie ihre Mitarbeiter (Arbeitsplätze!) sowie selbstlose
Argumente (Umweltschutz!) dafür ins Feld führen, auch nicht.
Seltenheitswert an der gestrigen Demonstration einiger Kanal- und
Abwasser-Unternehmer vor dem Düsseldorfer Landtag hat lediglich die
Plumpheit, mit der eine kleine Gruppe von Profiteuren nach dem
Bestand eines Gesetzes verlangt, das bis zu 40 Milliarden Euro
wortwörtlich in ihre Kassen gespült hätte. Schon vor Jahren nahmen
die Entsorgungs-Riesen nach der Müllverbrennung die öffentliche
Entwässerung als Geschäft ins Visier. Dabei ging es um Milliarden aus
öffentlichen Haushalten und (meist unstrittigen) tatsächlichen
Sanierungsbedarf. Bei der gesetzgeberischen Freigabe aller
NRW-Privathaushalte als Beuteobjekt einer teils unsinnigen Prüf-Orgie
ohne sachlichen Anlass, ging in erster Linie um Geld. Dass dies
überhaupt jemals Gesetz werden konnte, viele Hausbesitzer bereits
völlig grundlos zur Kasse gebeten wurden und sich ihre Kanäle teil
kaputt prüfen lassen mussten, ist schlimm genug. Wer die Fortsetzung
dieser Unverschämtheiten verlangt, muss sich fragen lassen, was hier
nicht ganz dicht ist: er oder der Kanal.

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