Rheinische Post: Obamas Dilemma

Wer als Europäer US-Präsidentschaftsbewerber
Mitt Romney beim letzten TV-Duell mit US-Präsident Barack Obama
zugehört hat, dem muss angst und bange werden. Romney gab sich sanft
in der Stimme, inhaltlich jedoch kriegstreiberisch. Eine „robuste“
Iran-Politik, Spitzen gegen den „geopolitischen Feind“ Russland und
die weltweite Jagd auf „bad guys“, böse Jungs, waren Romneys
Aussagen. Da fühlte man sich an Ex-Präsident George W. Bush und die
„Achse des Bösen“ erinnert. Überdies droht Romney mit einem
Handelskrieg mit China. Und doch ist die Außenpolitik nicht
entscheidend bei einer US-Präsidentenwahl. Für Barack Obama, den
Oberbefehlshaber mit vorzeigbaren Erfolgen, ist das die Krux. An der
Wahlurne werden seine Landsleute nicht Afghanistan-Pläne bewerten,
sondern für sich die Frage beantworten, ob ihr persönlicher Wohlstand
mit Obama oder mit Romney gesichert werden kann. Die Antwort ist
offen. Obama hat es in drei TV-Duellen zugelassen, dass aus einem
solide, aber nicht besonders weitsichtig wirkenden US-Geschäftsmann
Mitt Romney ein respektabler Präsidentschaftsbewerber werden konnte,
der auf Augenhöhe mit Obama steht. Für Obama könnte diese Position zu
klein sein.

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