Rheinische Post: Röttgen muss sich bekennen Kommentar Von Sven Gösmann

Am 19. August 2010, zwei Monate, bevor ihn die
CDU-Mitglieder in Nordrhein-Westfalen zu ihrem Landesvorsitzenden
wählten, gab Bundesumweltminister Norbert Röttgen unserer Zeitung ein
Interview. Die Frage lautete: „Wenn die CDU bei Neuwahlen verliert,
was wird dann aus Ihnen?“ Röttgen antwortete: „Ich will antreten, um
zu gewinnen. Aber wenn die Partei es wünscht, würde ich dann auch die
Rolle des Oppositionsführers übernehmen. Ich bin bereit, eine
umfassende landespolitische Verantwortung zu übernehmen.“ Heute
erinnert sich Röttgen nur noch an den ersten Teil seiner Antwort.
Ministerpräsident möchte er immer noch gern werden. Nun ist es formal
betrachtet nicht zwingend, dass ein Spitzenkandidat im Falle einer
Wahlniederlage aus der Bundes- in die Landespolitik wechselt.
Röttgens Abkehr von früheren Äußerungen nährt jedoch den Eindruck,
dass er ohnehin mit der Landespolitik fremdelt, nicht an den Sieg
glaubt und sich sein Berliner Karrieretürchen offenhält. Das könnte
sich im Wahlkampf in Form mangelnder Unterstützung durch die
CDU-Basis rächen und nach der Wahl die Debatte um den Landesvorsitz
der Partei neu beleben. Auf jeden Fall ist die Diskussion um Röttgen
bereits jetzt ein Wahlkampfschlager für Rot-Grün. Auch deshalb muss
Röttgen sich voll zu NRW bekennen, will er nicht dauerhaft Schaden
nehmen.

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