Rheinische Post: Thyssen vor Notverkauf = Von Thomas Reisener

In den 1950er Jahren hat der Stahl ThyssenKrupp
zum wertvollsten Unternehmen Deutschlands gemacht. Heute droht er den
Konzern zu ruinieren: Das neue Werk in Brasilien hat acht Milliarden
Euro verbrannt, und auch die europäischen Werke verdienen ihre
Kapitalkosten nicht mehr. Die Folgen: Die Übersee-Werke werden
verramscht. In Europa hat ThyssenKrupp bereits ein Drittel seiner
Stahlgeschäfte abgestoßen und den Abbau Tausender Stellen
angekündigt. Die Gespräche mit dem russischen Investor Viktor
Vekselberg zeigen: Das war vielleicht erst der Anfang, das Ende
könnte der Ausverkauf der Stahlsparte sein. Dienstag präsentiert der
Konzern neue Zahlen. Es sieht schlecht aus. Der Stahlverband hat
gestern seine Absatzprognose gesenkt, der Konkurrent Salzgitter
soeben die zweite Gewinnwarnung innerhalb von drei Monaten
veröffentlicht. ThyssenKrupp steht am Abgrund. Allein in NRW
beschäftigt der Konzern 20 850 Stahlarbeiter. Trotzdem verweigert die
Landesregierung einen Notfallplan. Das ist fahrlässig. Für NRW ist
ThyssenKrupp systemrelevant.

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